Durststrecke des Grauens

Wer kennt es nicht!? Durststrecken gehören zum Angeln genauso dazu, wie ein erfolgreicher Angeltag. Manchmal sind sie kürzer und manchmal sind sie länger…

2020 fing für mich schon nicht wirklich gut an, meine erste Tour machte ich zusammen mit meinen Buddies Peter und Simon & Helmut von Helrec Fishing Adventures gegen Mitte Januar. Nach ca. 8 Stunden Angelzeit ohne einen Biss, gab es doch noch einen kleinen Erfolg, einen 45 cm Zander. Der sollte es aber dann auch gewesen sein. Nicht weiter tragisch, dachte ich mir. Es kommen auch wieder bessere Tage… Doch die kamen erstmal nicht. 

Im Januar und Februar war ich einige Tage am Wasser, doch am Haken blieb nichts hängen. Vereinzelt hatte ich Fehlbisse, aber es gab auch viele Stunden ohne jeglichen Kontakt. Wenn man erstmal mehrere Tage (über mehrere Wochen) ohne Kontakt geblieben ist, fängt man natürlich erstmal an alles in Frage zu stellen. Die Köder, die Farben, die Präsentation, die Schnur, die Technik, einfach alles. Man kauft auf einmal Baits, die man unter normalen umständen maximal schief angeschaut hätte. Letzten Endes fischt man sie aber nur kurz und macht dann doch wieder was bewährtes an den Haken und zwar einen Köder dem man vertrauen schenkt. Und die Experimente gammeln in der Box bis sie irgendwann wieder aussortiert werden. Mein Angeljahr 2019 ist eigentlich sehr gut verlaufen. Ich konnte viele schöne und hin und wieder auch richtig dicke Barsche fangen. Es waren auch gute Zander und Rapfen dabei. Umso mehr fuchste es mich das 2020 so bescheiden anlief.

Es war nun März, immer noch kein Fisch… Es ging nun schon langsam Richtung Schonzeit. Die Bisse blieben weiterhin aus. Ich war öfter mit Patryk unterwegs. Bei ihm lief es top, es gab so gut wie keine Tage, an denen er nichts fing. Ich erinnere mich noch an einen Tag kurz vor der Schonzeit und dem damit verbundenen Kunstköderverbot am Rhein (RLP Seite). Wir waren schon relativ früh am Wasser. Es dauerte nicht lange und Patryk fing erst einen und kurz darauf den zweiten schönen Barsch. Dann spürte auch ich das so lang ersehnte Tok in den Fingern, Anschlag und sitzt! Doch es war nur von kurzer Dauer, nach ca. 10 Sekunden voller Euphorie, schüttelte sich der Fisch ab… Ich denke es war ein schöner Barsch, mit Sicherheit konnte ich es allerdings nicht sagen. Der Rest des Tages verlief dann wie gehabt. Kein weiterer Kontakt, erneut Schneider. 

Barsch von der Buhne

In der Schonzeit tauschte ich ich die Spinnruten gegen meine Karpfenruten. Ich war allerdings nicht auf Karpfen aus, sondern auf Aal. Wir haben in den vergangenen Jahren immer mal wieder an unsrem Hausgewässer, der Nahe, auf Aal geangelt. Meistens in kleineren Gruppen von 2 – 3 Anglern. Das Aalangeln, ist immer eine willkommene Abwechslung in der Schonzeit. In der Regel beißen die auch in dieser Zeit schon ganz gut, aber eben nicht bei mir… Selbst beim Angeln mit der Grundmontage war ich erfolglos. Was war nur los? Bei meinen Kumpels hingegen lief es ganz gut. Ich freue mich trotzdem für sie, auch wenn ich nichts fange. Ich meine, es ärgert mich nicht, wenn sie was fangen. Es ärgert mich nur, dass ich nichts fange. Mir kam es tatsächlich so vor, als wäre ich mit einem Fluch belegt… Wenn ich mit anderen darüber gesprochen habe, meinten sie oft „Dafür wirst du irgendwann entschädigt und fängst was richtig Kapitales!“… „Naja, mal abwarten“ Ich ließ auf jeden Fall nicht nach und machte weiter… Mitten im Mai angekommen und nach weit über 100 Stunden am Wasser, ohne einen einen Fisch zu landen, ging es wieder eine Nacht auf Aal. Das Glöckchen klingelt und ich schlug an „Ja, sitzt!“. Ich merkte gleich es war kein Riese, aber es war was dran 😉 Ich konnte einen knapp 25 cm großen Rapfen landen, der auf einen Tauwurm an der Grundmontage gebissen hat. Ich glaub, ich war noch nie so happy über einen doch so kleinen Rapfen! Mehr als 4 Monate ohne Fisch, Wahnsinn! Am gleichen Abend, etwa eine halbe Stunde später, wieder Biss und es war ein Rotauge von ebenfalls knapp 25 cm. Ok, in kleinen Schritten geht es also voran. Zwar war es kein Zielfisch, aber immerhin mal wieder etwas gefangen. Danach passierte erstmal wieder nichts. 

Am nächsten Tag wollten wir wieder in der Nacht auf Aal gehen. Allerdings zu einem anderen Spot, der eher für Rotaugen bekannt ist. Aber auch hier kamen immer mal wieder Aale zum Vorschein. Wir fingen ein Rotauge nach dem anderen. Also entschied ich mich dazu den Köder zu wechseln. Anstelle eines Tauwurms, entschied ich mich für ein duftendes Stück Emmentaler. In kleine Würfel geschnitten und ganz simpel auf dem Haken platziert. Ich hatte direkt einen Biss, doch beim anschlagen hing nichts. Also wieder an die Stelle gefeuert und gewartet. Erneut ein Biss, wieder nicht gehakt, doch diesmal war der Köder weg. Also wieder neu montiert, raus an die gleiche Stelle und wieder kam recht schnell ein Biss. Ich setzte den Anschlag etwas schneller, „ja, sitzt… Alter, krass, das ist ein richtig guter Fisch!“ Ich merkte sofort, das ist ein stabiler Bursche! Nach dem Anschlag zog der Fisch sofort Strom abwärts los. Ich hatte Schwierigkeiten ihn unter Kontrolle zu bringen. Ach was sag ich, der Fisch hat mit mir gemacht was er wollte 😉 Nach dem er ca. 50m Schnur genommen hatte, drehte er um und schwamm aufwärts gegen den Strom. Kurz vor uns kam er dann an die Oberfläche… Ein mächtiger Karpfen kam zum Vorschein! Leute – ein riesen Teil! Ich dachte kurz ich bekomme ihn in Richtung Kescher gedrillt, doch da lag ich falsch. Er zog an uns vorbei und nahm nochmal so richtig Schnur. Ich war froh, dass er auf meine Karpfenrute gebissen hat, da diese mit einer 6000er Shimano Baitrunner bestückt ist und ohne Ende Schnur fasst. Der Karpfen zog und zog und zog… Wir waren an einem kleinen Kanal, der nach etwa 300 Metern eine kleine Biegung macht, und genau auf diese schwamm er zu… „Oh no, das wird eng!“ Ich versuchte mit allem mir möglichen dagegen zu halten. Ich konnte allerdings nicht zu viel Druck aufbauen, da ein 8er Haken am 0,26 Monovorfach nicht all zu viel verträgt. Doch nach einigen kontern schaffte ich es, den kampfstarken Burschen zu drehen und er kam wieder mit dem Strom auf mich zu. Der Drill war jetzt schon knapp 20 min am laufen. Der Karpfen kam langsam auf uns zu und versuchte sich immer wieder zu drehen und gegen die Strömung zu schwimmen. Dieses mal wird es mit dem keschern funktionieren, dachte ich. Als er jedoch kurz vor uns war, schlug er heftig mit seiner Schwanzflosse aus und war schnell wieder  3 bis 4 Meter von uns entfernt. Er nutzte die Strömung und schwamm wieder Flussabwärts. Ich hatte einfach keine Chance, ich musste ihn weiter ziehen lassen. Mittlerweile war ich ziemlich aufgeregt. Nach einiger Zeit konnte ich ihn wieder drehen und ihn in unsere Richtung (gegen den Strom) drillen. Es ging ständig nach links und rechts mit nur geringem Fortschritt. Diesmal sollte es klappen dachte ich, und gab nochmal alles, um ihn Richtung Kescher zu befördern. Basti war zum Keschern bereit, doch er murmelte in einer Tour „Der passt da nicht rein, der passt da einfach nicht rein, das wird nix…“ Es sah eng aus, aber das musste irgendwie klappen! Dann war es soweit. Basti fasste zweimal daneben bevor er ihn letzten Endes sicher im Kescher verstaute. Puhhhh, was ein Drama. Ich kann euch sagen, das war kein Zuckerschlecken! Ich kann leider nicht sagen was der Karpfen gewogen hat. Jeder Karpfenangler wird mich dafür wahrscheinlich verfluchen. Der Fisch hatte mit 1,05 m die Metermarke durchbrochen. Ich alleine konnte ihn nicht anheben, das mussten wir zu zweit machen. Ein wahres Prachtstück!

Karpfen mit Käse gefangen

Wir sind jetzt kurz vor Schonzeit Ende. Eine Woche noch, dann geht es wieder los. Ich werde die erste Woche fast durchgehend am Wasser sein und dann auch hoffentlich bei Spinnfischen meinen Fluch brechen! Ich kann jedem raten, der eine solche Durststrecke über mehrere Wochen oder sogar Monate durchlebt, GIB NICHT AUF! Ich denke sowas erlebt jeder Angler irgendwann einmal. Das man dann an sich selbst und seinem Material zweifelt ist auch ganz normal. Man kann die Zeit natürlich auch nutzen, um etwas neues oder anderes auszuprobieren. Methoden, denen man vielleicht noch nie oder schon länger keine Beachtung geschenkt hat. Wichtig ist einfach nur, das man dran bleibt. Schneidern gehört eben zu unserem Hobby dazu!

Ich wünsche euch allen viel Erfolg für die neuen Saison!

Petri und gut Fisch!

Andi

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Comments (2)

Hi, ja Durststrecken kenn ich zu gut! Am schlimmsten ist es immer, wenn die Jahre zuvor an den Stellen gut was lief… dann beginnt man zu zweifeln. Dabei hab ich gemerkt, dass Hotspots auch neu entstehen können. Man muss nur immer wieder experimentieren. Petri!

Ja das stimmt. Das mit den Hotspots ist so ne Sache… Was im einen Jahr gut oder schlecht funktioniert, kann im nächsten Jahr schon wieder ganz anders sein.

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